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Messebericht: ISPO Summer 2003 |
Ende Juni/Anfang Juli hatte ich die Gelegenheit, bei der weltgrößten Fachmesse für Sportartikel, der ISPO in
München, ein bißchen mit den verschiedenen Saiten- und Schlägerherstellern über deren neue Produkte zu sprechen.
Die ISPO findet seit je her in München statt, seit ein paar Jahren auf dem neuen Messegelände in Riem. Da ich
ursprünglich aus München komme und meine Eltern noch dort wohnen, war das mit der Unterkunft nicht besonders schwer. ;)
Die ISPO fand dieses Jahr vom 29. Juni bis 1. Juli statt, es waren insgesamt 1210 Aussteller aus 44 Ländern vertreten.
Mein Interesse beschränkte sich natürlich auf die Halle A1, die sogenannte "Racket-ISPO". Hier fanden sich 32 Aussteller zu
Sportarten wie Tennis, Squash, Badminton und Tischtennis. Im Tennisbereich waren eigentlich alle wichtigen Firmen vertreten, nur Babolat
hatte sich dieses Jahr den Messeauftritt gespart und verfolgt wahrscheinlich eine andere Strategie. Bei meinem Besuch konnte ich die
interessantesten Firmen an ihren Ständen besuchen und mich über deren Neuheiten unterhalten.
Am auffälligsten präsentierte sich dieses Jahr die Firma Head mit einem großen Stand sowie einem echten Tennisplatz
direkt vor dem Stand, auf dem zeitweise auch z.B. alte Bekannte wie Udo Riglewski und Markus Rackl spielten. Der Head-Stand selbst
lenkte den Großteil der Aufmerksamkeit auf die neue "LiquidMetal" Schlägerserie. Hierbei wird eine besondere Metall-Legierung
an bestimmte Stellen in den Rahmen eingebaut, um noch mehr Power aus dem Schläger zu holen. Eine ebenso simple wie eindrucksvolle
�nteraktive Demo mit zwei springenden Metallkugeln zeigte den Unterschied bzgl. Energie-Abgabe zwischen herkömmlichem Titan und
der neuen "LiquidMetal" Legierung. Neben neuen Schlägertechnologien positioniert sich Head aber auch ganz betont als innovativer
Saitenlieferant. So gab es eine ganze Reihe an neuen Head-Saiten: Die FiberGel Power, die Perfect Power und die Perfect Control, drei
High Tech Multifilament-Saiten für mehr Armschonung/Power bzw. Kontrolle. Die neue Ultra Tour liegt als High Tech
Monofilament-Saite genau im Trend. Im Gespräch mit zwei Repräsentanten kam heraus, daß die Saiten teilweise in
Österreich (von der Firma Iso-Speed) und teilweise in Asien produziert werden, aber jeweils immer exklusiv für Head in derem
Auftrag, wobei einige der Technologien auch patentiert seien. Ähnlichkeiten mit Iso-Speed Saiten wären zwar offensichtlich
(Ribbon-Technologie), es handle sich aber um unterschiedliche Saiten. Auf die Frage nach Besaitungsmustern antwortete man mir, daß
Head diese nicht direkt herausgeben würde, sondern daß diese nur an den Fachhandel gingen. Für den Selbstbesaiter gibt
es ja noch das Saitenforum (Anm. des Autors ;)).
Iso-Speed selbst war mit einem kleinen Stand vertreten und stellte die aktuelle Saitenkollektion
vor. Neu sind hier vor allem die Energetic (Testsieger im TennisMagazin 9/2002) und die Iso-Speed Tournament, eine monofile
Polyester-Mischung mit völlig neuer Materialkomposition. Die österreichische Firma will den Bekanntheitsgrad von Iso-Speed
Saiten weiter steigern und sieht vor allem in Deutschland noch großes Potential.
Bei Dunlop suchte ich erst mal vergeblich nach Tennissaiten auf deren Stand. Der Fokus liegt
ganz klar auf Schlägern und Bällen. Das Ziel sei aber trotzdem, zu den Dunlop-Schlägern auch immer eine optimale
Auswahl an Saiten anzubieten. Aktuell sind dies international z.B. die Max Comfort, die Max Touch, Gutech Plus, Abzorber, Synthetic
Gut, die Plus-Serie (Polyester aus Deutschland), und die Darmsaiten aus Frankreich.
Im Darmsaitenbereich gibt es von Pacific eine aktuelle Neuentwicklung. Die
"ToughGut", die bald auch in Deutschland erhältlich sein soll, ist eine Weiterentwicklung der Prime Gut und erzielte in einem im
März von der USRSA durchgeführten Darmsaiten-Test die Bestnote (insgesamt belegte Pacific acht Plätze unter den Top Ten).
Die ToughGut soll vor allem noch unempfindlicher gegen Feuchtigkeit sein, aber auch die anderen Eigenschaften wie
Spannungsstabilität und Elastizität wurden verbessert. Neben dieser Neuheit präsentierte Pacific natürlich auch
ihre große Palette an verschiedenen Synthetiksaiten.
Synthetiksaiten gab es auch am Stand von Tecnifibre zu sehen. Die Auswahl war allerdings etwas geringer als bei Pacific.
Bei Tecnifibre konzentriert man sich seit je her auf Multifilament-Saiten. Der freundliche Mann aus Frankreich erläuterte mir
die aktuellen Saiten-Serien, konnte mir aber nicht mehr Details erzählen, da er selbst nicht der Saiten-Spezialist sei, und gab
mir die Adresse des entsprechenden Produktmanagers. Jedenfalls werden sämtliche Tecnifibre-Saiten in Frankreich produziert und
die neuesten Produkte sind die X-One und die Spinfire.
Am Kirschbaum-Stand wurde man wie immer sehr freundlich empfangen. Frau Kirschbaum erzählte mir, daß der Großteil
des Umsatzes mit Tennissaiten immer noch über den Fachhandel läuft und nicht über Versender. Die breite Masse der
Tennisspieler lasse im Geschäft besaiten. Des weiteren äußerte sich Frau Kirschbaum etwas schockiert über manche
Versender und deren niedrige Margen, mit einer Super Smash würde kaum etwas verdient. Als neuestes Produkt präsentierte
Kirschbaum die Touch Turbo, welche auch beim Publikum auf großes Interesse stieß. Frau Kirschbaum war teilweise selbst
überrascht über die äußerst positiven Kommentare zur Touch Turbo im Saitenforum (O-Ton "Haben wir die bezahlt??").
Ein Problem gebe es jedoch mit der empfohlenen Besaitungshärte, da eine pauschale Empfehlung hier nicht möglich sei, je
nachdem ob man sonst gewöhnlich Nylon- oder Polyestersaiten spielt.
Am Luxilon-Stand stellte man die aktuelle Saiten-Kollektion aus, Neueinführungen gab es keine. Bei der Deutschland-Vertretung
zeigte man sich etwas verärgert darüber, daß seitens des Fachhandels schwindendes Interesse herrsche, Luxilon-Saiten
zu verkaufen (trotz einer überzeugenden Vertragsspieler-Liste!). Es zähle nicht, was der Profi spiele, sondern was der Kunde
wünsche, und der greife lieber zu billigeren Produkten.
Am TOA-Stand empfing mich ein netter Mann aus Japan. Auf die
Frage nach Herrn Caminada (siehe Interview mit TOA Europe) antwortete er, daß die Europazentrale momentan umstrukturiert werde.
TOA präsentierte im Saitenbereich ein neues Produkt: die Cyber Nylon Tour 135 L.E.O., eine Weiterentwicklung der Cyber Nylon, mit
einer speziellen Oberflächenbeschichtung für bessere Haltbarkeit bei gleichbleibender Elastizität. Diese Saite solle
auch bald in Deutschland erhältlich sein. Man zeigte mir auch die neueste Entwicklung im Griffband-Bereich, das Ion Power Grip.
Es enthält ein spezielles Mineral, so daß im Griffband negative Ionen entstehen, die sich positiv auf das Befinden
auswirken sollen. Ich hatte die Gelegenheit, einen Griff mit diesem Griffband in der Hand zu halten. Ich kann nur sagen, es war
ziemlich klebrig! Mein Wohlbefinden wurde in der kurzen Zeit aber leider nicht beeinflußt. ;)
Die Firma Gamma USA stellte ihr riesiges Repertoire an verschiedenen Tennissaiten aus. Bisher fehlte auf dem deutschen Markt noch der
Vertrieb, es gab zwar Versender, diese mußten aber die Saiten teuer aus den USA importieren. Gamma hat nun mit der Firma Fischer
in Österreich ein Lager aufgebaut, aus welchem die Versender beliefert werden können. In Kürze sollten auch hierzulande
Gamma-Saiten zu nicht mehr ganz so hohen Preisen erhältlich sein. Die Gamma-Saiten werden von TOA in Japan vorproduziert und
anschließend von Gamma mit verschiedenen patentierten Techniken (Gammastrahlung, Temperatur) behandelt (ausgenommen Polyester).
Dadurch wird die Molekularstruktur des Saitenmaterials verändert. Wie genau die Molekularstruktur beeinflußt wird,
weiß Gamma auch nicht, aber die physikalischen Eigenschaften werden meßbar verändert und mit Millionen teurer
Apparatur analysiert. Die neuesten Produkte von Gamma sind die TNT² Saiten und die ESP Saiten (steht für Extra Sensory
Performance). Bei TNT² handelt es sich um einen verbesserten thermonuklearen Prozeß, hinter ESP steckt im Prinzip ein
neues Material (Cybernylon?), welches im Saitenkern eingesetzt wird. Daneben gibt es auch weiterhin die Multifilament-Saiten der Live Wire Serie.
Zuletzt stattete ich auch der Firma Eagnas bzw. Lily-Lee aus Taiwan einen Besuch ab. Diese Firma produziert Besaitungsmaschinen,
welche vor allem in den USA und in Asien vertrieben werden. Da ich von der Firma bisher nichts gutes gehört hatte, insbesondere
was deren Service angeht, wollte ich mich selbst von der Qualität der Maschinen überzeugen. Der Repräsentant aus Taiwan
war nicht sehr gesprächig. Er ließ mich zwar alle ausgestellten Maschinen genau begutachten, antwortete aber auf meine
Fragen immer sehr knapp und half mir nicht wirklich weiter. Die Maschinen sahen alle brauchbar aus, nichts besonderes, aber ohne sie
ausprobiert zu haben läßt sich wohl nicht viel sagen. Auf die Frage nach der Garantie wurde mir gesagt, daß
standardmäßig 1 Jahr Garantie gegeben würde, es könne aber je nach Kaufort eine längere Garantie gegeben
werden. In Europa hat übrigens Arfaian den Service für Eagnas-Maschinen übernommen. Wenn ich mir jetzt das Bild von
der Arfaian Professional 6000 nochmal ansehe, habe ich die starke Vermutung, daß es sich dabei um eine Lily-Lee Maschine handeln
könnte.
Insgesamt fand ich es sehr spannend, mal mit den Herstellern zu sprechen, und auch deren durchaus positive Resonanz zum
Saitenforum zu bekommen. Die Hersteller zeigten sich im allgemeinen gerne bereit für Interviews und teilweise auch für
Werksbesichtigungen, und möglicherweise wird auch der ein oder andere Vertragsspieler für ein Gespräch über sein
Material bereitstehen. Kleinen Testaktionen gegenüber sind die meisten Hersteller auch nicht abgeneigt. Ich werde jedenfalls
weiter am Ball (und an der Saite!) bleiben und freue mich schon auf meinen nächsten ISPO-Besuch.
Euer Jens
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