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Jens' Erfahrungen mit Tennissaiten |
Inhalt:
- Hauptdokument (Anfang 1996)
- Erster Nachtrag (6.5.1997)
- Zweiter Nachtrag (4.1.1998)
- Dritter Nachtrag (4.1.1999)
- Vierter Nachtrag (31.10.1999)
- Fünfter Nachtrag (2.11.2000)
Hauptdokument (Anfang 1996) |
Seit 1991 spiele ich im Verein Tennis. In dieser (relativ) langen
Zeit zerfetzte ich so manche Bespannung, mal schneller, mal weniger schnell.
Seitdem ich selbst besaite (seit 1994), bin ich auf der Suche nach der
besten Saite.
Was zeichnet nun die "beste Saite" aus?
- hohe Haltbarkeit (Reißfestigkeit)
- hohe Elastizität (mehr Ballgefühl)
- niedriger Spannungsverlust
- niedriger Preis
Bald merkte ich, daß diese vier Ansprüche nicht unter
einen Hut zu kriegen sind: je elastischer die Saite, umso niedriger die
Haltbarkeit, und umso höher der Spannungsverlust. Umgekehrt: je haltbarer
die Saite, desto dicker bzw. steifer, desto niedriger die Elastizität.
Versprach nun ein Hersteller, alle diese Eigenschaften in einer
Saite vereint zu haben, hätte man sich aufgrund des hohen Preises
statt eine dieser Saiten auch mehrere durchschnittliche Saiten kaufen können
und wäre im Endeffekt finanziell gesehen genauso - wenn nicht besser
- damit gefahren.
Es galt also, einen guten Kompromiß zwischen den oben genannten
Kriterien zu finden. Eine haltbarere Saite mit weniger Elastizität
hat im Vergleich zu einer nicht so haltbaren Saite mit mehr Elastizität
meistens einen höheren Preis, der sich allerdings durch die längere
Spielzeit wieder "hereinspielt". Es gibt auch extra-elastische
extra-teure Saiten, die nur ein paar Stunden halten und sich wirklich nicht
auszahlen.
Eine Sache möchte ich noch gerne darlegen: das Verhältnis
von Bespannungshärte zu Power bzw. Ballgefühl. Tatsache ist:
je härter die Bespannung, desto weniger Power und desto
mehr Kontrolle. Umgekehrt: je weicher die Bespannung, desto
mehr Power und desto weniger Kontrolle. Mit einer weicheren
Bespannung habe ich allerdings beim Volley mehr Gefühl.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle ein paar Begriffe erklären:
- Power: Möglichkeit, mit wenig Kraftaufwand schnelle
Bälle spielen zu können.
- Kontrolle: Möglichkeit, bei schneller Zuschlagbewegung
den Ball noch gut plazieren zu können.
- Gefühl: Möglichkeit, bei langsamer Zuschlagbewegung
den Ball gut plazieren zu können.
Um bei gleicher Saite mehr Power zu bekommen, muß man also
weicher bespannen. Gleichzeitig sinkt dabei aber die Kontrolle. Eine Saite
mit mehr Elastizität bringt von sich aus mehr Power mit. Man kann
sie entweder mit der gleichen Härte aufziehen, um mehr Power zu bekommen,
oder aber man bespannt etwas härter (z.B. 1/2 kilo) und bekommt bei
gleicher Power mehr Kontrolle (zumindest hatte ich immer diesen Eindruck).
Aufgrund dieses Vorteils kosten die meisten hochelastischen Saiten auch
viel Geld (man denke da an Naturdarmsaiten - elastischer geht's nicht mehr
- und auch nicht teurer).
So viel zur Theorie. Ich suchte mir nun alle Saiten, die ich mir
leisten konnte (Rollen bis 200 DM, Sets bis 20 DM), aus den verschiedensten
Katalogen und bestellte, wann es möglich war, Testpakete. In der Preisklasse
handelt es sich meistens um einfache Nylonsaiten, mit einer oder mehreren
Ummantelungen, oder Polyestersaiten. Sogenannte Multifilamentsaiten, die
sich durch eine hohe Elastizität auszeichnen, gibt es erst ab 25 DM
pro Set zu haben.
Der Testgenauigkeit wegen protokollierte ich sorgfältig, wie
viele Stunden ich jeweils mit einer Bespannung gespielt hatte. Natürlich
ist es mit einem Mal testen nicht getan, man sollte jede Saite mindestens
drei mal gespielt haben, um dann den Mittelwert der gespielten Stunden
mit dem von anderen Saiten vergleichen zu können. Allerdings schieden
so manche Saiten schon allein wegen der schlechten Spielbarkeit aus.
Ich könnte hier natürlich alle Ergebnisse meines Tests
aufführen, doch ich glaube nicht, daß dies einen großen
Sinn hätte, denn die Haltbarkeit hängt natürlich stark von
der Spielweise, dem Rahmen und auch von der Bespannungshärte ab. Es
gibt Spieler, die Jahre lang mit einer Saite spielen, mit der andere nach
5 Stunden fertig sind. Insofern möchte ich an dieser Stelle nur meine
persönliche Meinung abliefern (ich spiele zur Zeit mit einem Pro Kennex
Pilic Mold und bespanne je nach Saite mit 27/26 kg oder 27,5/26,5 kg).
Überzeugt haben mich Polyester-Saiten. Sie sind zwar
steif und schwierig zu bespannen, aber die Haltbarkeit liegt deutlich über
der von anderen Saiten dieser Preisklasse. Ich bespanne Polyestersaiten
mit einem halben Kilo weniger als "normale" Saiten, um die fehlende
Elastizität auszugleichen. Bei Polyestersaiten gibt es nicht so gravierende
Unterschiede zwischen verschiedenen Fabrikaten; was allerdings zählt,
ist der Durchmesser (1,20 bis 1,35mm): je dicker, desto haltbarer und unelastischer.
Ich empfehle einen Durchmesser von 1,25mm, das ist ein guter Kompromiß
und ist auch nicht ganz so nervig beim Besaiten wie eine 1,30mm-Saite.
Am besten gefallen hat mir die Polystar, aber aufgrund des Preises (ca.
200 DM pro Rolle) habe ich mich auf die Babolat Polymono 1,25mm festgelegt
(ca. 150 DM/Rolle), welche sich ein bißchen von billigen (unter 100
DM) Polyestersaiten vor allem in puncto Spielbarkeit unterscheidet. Polyestersaiten
sind nicht für jedermann geeignet. Ich selbst spiele aggressiv mit
viel Topspin. Die Spieldauer einer Polyestersaite liegt bei mir zwischen
12 und 25 Stunden. Spielern mit langsamer Zuschlagbewegung und geraden
Schlägen würde ich elastischere Saiten empfehlen.
Von speziellen Topspin-Saiten mit einer strukturierten Oberfläche
rate ich ab, denn sie neigen dazu, schnell zu reißen. Wer mit viel
Spin spielt, sollte eine Polyestersaite oder eine Saite mit einem Kern,
zwei oder mehr Ummantelungen und einer Dicke von 1,40mm nehmen.
Ebenfalls wenig halte ich von Prince-Saiten. Ich testete einige
der billigeren Duraflex-Saiten, und sie rissen alle nach wenigen Stunden.
Von der Spielbarkeit her hat mich die Pacific Futura TS enttäuscht.
Zur Zeit teste ich gerade Gamma-Saiten. Ich habe es nicht geschafft,
sie im letzten Monat der Saison zu demolieren. Die Gamma Infinity ist die
erste Hybridsaite (verschiedene Längs- und Quersaite), die ich spiele,
und ich habe tatsächlich den Eindruck, daß die Längssaite
(Aramid, Metallfaser) nie reißen wird. Falls man drei mal so wenig
Saite braucht, ist man natürlich auch bereit, den drei mal so hohen
Preis zu bezahlen, denn Zeit spart man dadurch auch noch. Die Elastizität
solcher Aramid- oder Kevlarsaiten geht gegen Null, man muß sie deswegen
ein Kilo weniger bespannen. Mit der Spielbarkeit meiner Hybrid-Bespannung
bin ich sehr zufrieden. Ich werde über die Haltbarkeit selbstverständlich
an dieser Stelle berichten, sobald sie reißt.
Fazit:
Wer noch keine Polyestersaite gespielt hat und aggressives Tennis
spielt, sollte unbedingt mal eine ausprobieren (1,25mm!).
Wer eine sehr haltbare Bespannung sucht, dem empfehle ich eine Hybridsaite
(z.B. Kevlar längs und eine durchschnittliche Nylonsaite quer).
Wer langsam zuschlägt (z.B. Frauen), der sollte eine 1,30mm-Saite
mit mittlerer Elastizität und Haltbarkeit probieren.
Bei wem Geld keine Rolle spielt, der... hey! Warum liest der diese
Seite?
Nachdem ich die beiden Gamma-Saiten ein paar Stunden gespielt hatte
dieses Jahr, rissen sie. Dabei muß ich natürlich anmerken, daß
bei der Infinity nicht etwa die Längs-, sondern die Quersaite gerissen
ist. Mein Verdacht, daß die Aramid-Saite nicht so schnell reißt,
hat sich also bestätigt. Jedenfalls hatte ich schon Polyester-Saiten,
die genauso lange hielten wie die Gamma-Saiten, und deshalb ist der Preis
dafür leider zu hoch, zumal meiner Meinung nach Polyestersaiten noch
ein bißchen besser zu spielen sind.
Nichtsdestotrotz geht mein Testen weiter. Dieses Jahr werde ich ausgiebig
mit der Polystar 1,20mm spielen, denn der Preis fiel so weit herunter,
daß ich diesmal statt der Babolat Polymono die Polystar vorzog. Außerdem
habe ich ja noch eine Gamma-Saite, die Gut 2, und eine Babolat Powertwist,
die ich ebenfalls testen werde.
Zweiter Nachtrag (4.1.98) |
Über die Gamma Gut 2 HD und die Babolat ZF Powertwist
gibt es nichts positives zu berichten, denn sie rissen beide schon nach
wenigen Stunden. Die Spielbarkeit war bei beiden durchschnittlich, ich
bemerkte keine besondere Elastizität oder ähnliches. Bei der
Powertwist, die für Topspinspieler geeignet sein soll, bemerkte ich
keinen spürbaren Spin-Vorteil; hingegen merkte ich bei der Gut 2,
daß sich die etwas rauhe Oberfläche der Saite schon auf das
Spiel auswirkte. Ich hatte etwas mehr Kontrolle als mit einer "glatten"
Saite. Allerdings wurde die Gut 2 nach und nach glatter, so daß der
Effekt nach ein paar Stunden weg war.
An der Polystar 1,20 konnte ich gar nicht so viel herumtesten, denn
sie überraschte mich ein bißchen mit ihrer enormen Haltbarkeit
- trotz des geringen Durchmessers riß keine Bespannung unter 20 Stunden
Spielzeit. Wegen der etwas besseren Elastizität gegenüber der
Babolat Polymono 1,25 war auch das Ballgefühl besser. Ich tendiere
schon fast dazu, die Polystar 1,20 mit einem halben Kilo mehr zu bespannen
als die Polymono 1,25 - also mit dem selben Gewicht, mit dem ich auch gewöhnliche
Nylonsaiten spanne. Das gibt einem mehr Kontrolle.
So wie's aussieht, kann ich weiterhin nur Polyestersaiten empfehlen...
aber Vorsicht! Bei Widebody- und auch Oversize-Rahmen keine Polyestersaite
mit einem kleineren Durchmesser als 1,30mm verwenden, sonst reißt
die Saite schon nach ein paar Stunden.
Vergangene Saison ist mir etwas passiert, das mit Saiten zwar wenig zu
tun hat, aber ich erzähl's trotzdem: Gegen Ende der Saison - ich hatte
wohl das Griffband zu lange nicht mehr gewechselt - rutschte mir der Schläger
beim Aufschlag aus der Hand und raste mit voller Geschwindigkeit in den
Boden. Knacks! Es befanden sich zwei Risse schräg gegenüber im
Rahmen. Hinüber, das gute Stück. Nie hatte ich einen Schläger
böswillig auf den Boden geschleudert, und dann sowas! Also mein Rat:
Nicht regelmäßig alle zwei Monate das Griffband wechseln, sondern
immer dann, wenn das alte beginnt, rutschig zu werden. So kann man eine
Menge Geld sparen!
Auch kommende Saison werde ich wieder neue Saiten in Angriff nehmen, also
schaut doch mal wieder vorbei!
Dritter Nachtrag (4.1.99) |
Diesmal hat's ganz schön lange gedauert, genau ein Jahr ist
vergangen seit dem letzten Bericht. Ich habe in der Zwischenzeit versucht,
möglichst viele Saiten zu testen. Am Ende waren es 6 neue Saiten,
die ich nun kurz kommentieren werde.
Zunächst beschäftigte ich mich etwas näher mit Saiten einer
unbekannteren Marke, nämlich High
Power. Warum das? Nun, solche "no name" Saiten sind sehr
günstig zu haben und entstammen meist sogar den selben Fabriken wie
die teureren Markensaiten (Prince, Pacific, Head, etc.). Also wollte ich
wissen, ob die billigen Saiten an die Qualität der Markensaiten herankommen.
Ich testete die HP SynNatur, HP Big Aura und HP Durasystem.
Die Saiten hielten auf meinem Schläger ungefähr halb so lange
wie z.B. eine Polystar oder Polymono, was aber nicht überraschte.
Dafür spielten sich alle drei sehr ordentlich. Nachdem ich längere
Zeit nur mit Polyester gespielt hatte, hatte ich z.B. bei der Big Aura
sogar das Gefühl, die längere Verweildauer des Balles in den
Saiten (aufgrund höherer Elastizität) spüren zu können.
Ich werde die Big Aura noch ein paar mal testen, um herauszufinden,
ob nicht etwa sogar ein Umstieg lohnt.
Ich probierte auch eine weitere Polyestersaite, nämlich die Pacific
Power Star 2. Dazu gibt es nicht viel zu sagen - es gibt bessere Polyestersaiten.
Als nächstes wäre da die Babolat Fine Play. Der Name läßt
eine gute Spielbarkeit vermuten, mir ist an der Saite jedoch nichts besonderes
aufgefallen. Prädikat: Durchschnitt.
Gegen Ende der Saison bestellte ich mir dann ein paar Sets von der Kirschbaum
Super Smash Spiky (1,25mm). Das ist die erste Polyestersaite mit strukturierter
Oberfläche. "Na toll", dachte ich zuerst, denn ich konnte
mir gut vorstellen, daß darunter die Haltbarkeit leiden mußte.
Beim Bespannen muß man bereits sehr vorsichtig sein, damit sich keine
Kerben in die Saite reiben. Die strukturierte Oberfläche brachte mir
in den ersten 2 Stunden mehr Kontrolle, doch dann wurde die Oberfläche
immer glatter (das ist normal für Topspin-Saiten). Aber auch mit der
verbleibenden "normalen" Polyestersaite ließ es sich wunderbar
spielen (die Super Smash ist eine ziemlich weiche Polyestersaite). Und
was letztendlich die Haltbarkeit anging: Kein Unterschied zur Polystar
oder Polymono (Hinweis: ich benutze Elastocross). In meinem Saitenforum
häufen sich die positiven Bewertungen zur Super Smash. Ich denke,
man sollte diese Saite unbedingt mal getestet haben.
Bis zum nächsten Update! :)
Vierter Nachtrag (31.10.99) |
Auch diese Saison waren es wieder 6 neue Saiten, die ich testen konnte. Vor allem
auf dem Polyestersektor gab es einige Neuentwicklungen, von denen ich jetzt erstmal
zwei vorstellen will.
Vorher aber noch kurz die Anmerkung, daß ich dieses Jahr auf Anraten mehrerer Personen von Elastocross "weggekommen" bin;
ich fand heraus, daß die Spielbarkeit der Saite durch die Saitenschoner tatsächlich negativ
beeinträchtigt wird, ohne Elastocross hat man mehr Gefühl. Dafür nehme ich die geringere
Lebensdauer der Saite in Kauf. Also spielte ich die meisten der Saiten in dieser Saison ohne
Saitenschoner, und falls doch, werde ich es gesondert dazuschreiben.
Zunächst gab es von der Firma Polyfibre eine neue Polyestersaite namens "Polyhightec",
welche aber auch von verschiedenen Versänden unter anderem Namen vertrieben wird (man erkennt
die Saite an der blaßgelben Farbe und der Anmerkung "entwickelt in den USA"). Ich spielte
die 1.20mm-Version und die 1.10mm-Version (die erste Polyestersaite dieser äußerst geringen
Dicke). Die 1.20mm spielten sich gut, ungefähr so weich wie eine Super Smash, vielleicht ein
klein wenig weicher. Die Haltbarkeit bewegte sich in dem für Polyester üblichen Rahmen. Die 1.10mm
spielten sich von der Elastizität her wie eine Nylonsaite, und durch den geringen Durchmesser
hatte sie einen guten "Biß". Allerdings hielt die Saite nur äußerst kurz. Nur für Spieler, die
bis jetzt bei Polyestersaiten ein wenig die Lebendigkeit vermißt haben.
Die zweite Neuentwicklung fällt unter die Kategorie "strukturierte Polyestersaiten". Letztes Mal
hatte ich ja bereits die Super Smash Spiky vorgestellt. Eine noch griffigere Oberfläche bieten
nun Polyestersaiten mit blütenartigem Querschnitt, welche ebenfalls von verschiedenen Versänden
unter eigenen Namen vertrieben werden. Ich testete die KTS Poly Power Spin in 1.28mm. Wie bei der
Super Smash Spiky verbesserter Spin und Kontrolle in den ersten zwei Stunden, dann wird die Saite glatt.
Die Poly Power Spin hielt relativ lange, aber mir kam sie sehr unelastisch vor. Deswegen würde ich
die Super Smash Spiky vorziehen, die mir auch nach dem zweiten Test ganz gut gefallen hat.
Um auch mal einen Eindruck von der "Standardsaite" schlechthin zu bekommen, nämlich der Prince
Tournament Nylon, gab ich ihr in dieser Saison eine Chance. Die Saite ist wirklich "extrem durchschnittlich",
in jeder Hinsicht. Allerdings ist sie auch eine der günstigsten Saiten, insofern würde ich sie Spielern empfehlen,
die keine besonderen Ansprüche haben. Die Tournament Nylon ist eine oft kopierte Saite, also muß man sie
nicht von Prince kaufen, und spart dadurch nochmal ein paar Mark pro Rolle.
Eine Saite ganz anderer Qualität ist die Pacific Power Line 1, was sich natürlich dementsprechend auch
im Preis niederschlägt. Beim Spielen freute ich mich über die hohe Elastizität, die Haltbarkeit war dafür nicht
sonderlich hoch, aber tolerierbar. Etwas für Spieler mit hohem Anspruch und wenig Spin.
Ein Highlight in dieser Saison stellte meine erste Naturdarmsaite dar, die Babolat VS Power (danke Ole!).
Naturdarm ist sehr empfindlich, schon beim Bespannen muß man sehr vorsichtig sein, keine Knicks hineinzubekommen.
Ich bespannte ein halbes Kilo härter als normal, was sich später als Fehler herausstellte. Denn Elastizität ist
nicht gleich Dehnbarkeit. Zusätzlich verwendete ich Saitenschoner. Die Bespannung kam mir deswegen ziemlich hart vor,
dafür hatte ich beim Spielen mehr Kontrolle. Die Haltbarkeit hat mich überrascht, die VS Power hielt ungefähr so lange
wie eine Nylonsaite. Man sollte nur aufpassen, daß sie nicht naß wird, denn dann kann es schnell gehen. Als Fazit
muß ich feststellen, daß der Vorteil in der Spielbarkeit leider nicht den hohen Preis z.B. gegenüber Multifilamentsaiten
rechtfertigt. Wer sich allerdings Darmsaiten leisten kann, dem sei der Spielkomfort gegönnt.
Last but not least will ich zu meiner derzeitigen Lieblingssaite kommen. Es ist die in diesem Jahr neu erschienene
Babolat Syntronic 900 Zylon. Es handelt sich um eine sehr dünne (1.15mm) Multifilamentsaite aus kevlarartigem Material.
Die Saite gibt beim Bespannen kaum nach. Man muß ein halbes Kilo weniger bespannen. Für den kleinen Durchmesser (mehr Spin)
hält die Saite ausgesprochen lang. Die geringe Elastizität verleiht viel Kontrolle. Die meiner Meinung nach etwas weich geratene
Ummantelung geht relativ schnell ab, und die Saite beginnt zu fasern. Durch Einbringen von Elastocross in die kritischen
Kreuzungspunkte kann man die Haltbarkeit noch stark verlängern. Mein Tip für alle Hard-Hitter. Nicht
geeignet für Spieler mit empfindlichem Arm. Jeder Polyester-Fan sollte auch mal diese Saite getestet haben.
Ich hoffe, daß ich auch dieses Mal wieder dem ein oder anderen einen Tip geben konnte. Meine Saitenkiste ist prall gefüllt,
so daß ich beim nächsten Bericht wieder einiges zu erzählen haben werde.
Fünfter Nachtrag (2.11.00) |
In der Saison 2000 waren es 7 Saiten, die ich testen konnte. Eigentlich relativ viel, erinnert man sich daran, wie verregnet
dieser Sommer war. Hinzu kam auch noch, daß ich diesen Herbst meine Diplomprüfungen hatte und meine Zeit auf dem
Platz stark einschränken mußte. Um dennoch viele Saiten testen zu können, mußte ich sehr oft die Saite wechseln
und konnte kaum eine Saite öfter als ein mal spielen.
Nun aber zu den Eindrücken. Mein Fokus lag dieses Jahr nicht auf Polyester. Ich testete jedoch, inwiefern sich billigere
Polyestersaiten von den bekannten Marken (Kirschbaum, Polystar) unterscheiden. Sie tun es nicht. Man kann getrost auf Eigenmarken
zurückgreifen, die pro Rolle um einiges billiger sind als die Marken. Ich testete z.B. die RAJ Poly-Top, eine honigfarbene
Polyestersaite, die mit der Kirschbaum Super Smash identisch sein dürfte. Ich stellte keinerlei Unterschied zwischen den beiden
Saiten in puncto Spielbarkeit und Haltbarkeit fest.
Ich testete auch wieder zwei neue Saiten von Babolat: Die ATP Tour Prospeed und die ATP Tour Extrem. Diese Saiten sind ganz unterschiedlich
ausgelegt: die ATP Tour Prospeed auf Spielbarkeit und die ATP Tour Extrem auf Haltbarkeit. Die ATP Tour Prospeed verhielt sich durchschnittlich,
mit keiner herausragenden Eigenschaft. Im Vergleich zur Prince Tournament Nylon vermittelt sie vielleicht ein wenig mehr Gefühl.
Herausragend dagegen war die Haltbarkeit der ATP Tour Extrem. Ich kenne bis jetzt keine haltbarere Saite. Vom Material her wie eine Syntronic 900,
nur etwas dicker, spielt sie sich dementsprechend noch etwas stumpfer. Mein Tip für Saitenfresser, die auch mit wenig Touch auskommen - im
Vergleich zur Syntronic 900 bekommt man die ATP Tour Extrem nämlich für halb so viel Geld.
Eine weitere Prince-Saite mußte dran glauben: die Prince Response. Ein Auslaufmodell, relativ teuer, mit keinen besonderen Merkmalen.
Die Alpha Gut 2000, eine in den USA sehr beliebte Saite, spielte sich sehr schön, mit viel Touch und viel Power. Die Haltbarkeit war
durchschnittlich. Trotzdem würde ich ihr die Toalson Bio-Logic Soft vorziehen. Die Bio-Logic Soft ist eine, wie der Name tatsächlich
verrät, relativ weiche Saite, die sehr viel Gefühl vermittelt, zu dem mir spontan der Begriff "crisp" einfiel. Die Haltbarkeit ist
hier ebenfalls durchschnittlich. Eine weitere TOA-Saite, die ich diese Saison gespielt habe, ist die Toalson Titanium. Eine elastische Saite,
die genauso lange hielt wie die beiden zuvor erwähnten Saiten.
Ansonsten gab es diese Saison noch zwei größere Ereignisse, die keine Saite betreffen: Zum einen habe ich nach langer Suche endlich ein neues Schlägermodell
gefunden (meinen Pro Kennex gab es schon lange nicht mehr) und habe den Umstieg gewagt. Ich spiele jetzt den Babolat VS Control Woofer. Besonders gut
finde ich an diesem Racket die hohe Kontrolle, die es vermittelt, ohne dafür Power einzubüßen. Mit einer ausgewogenen Balance läßt
es sich trotz des relativ hohen Gewichts sehr gut "händeln". Seit dem Umstieg spiele ich merklich erfolgreicher. :)
Die zweite größere Anschaffung war gegen Ende der Saison meine neue Besaitungsmaschine: die Premiere Ultra 2000 vom TRS Versand. Was mich
zum Kauf gerade dieser Maschine bewegte, war zum einen der Ratschenmechanismus des Hebelarmes, und zum anderen die in der Preisliste beschriebene
Möglichkeit, die Saitenkontaktflächen der Zangen auswechseln zu können. Doch dabei handelte es sich um ein Mißverständnis, denn
die Premiere Ultra 2000 ist nicht kompatibel mit jenem Zangensystem, was aber aus der Preisliste 1/2000 nicht deutlich hervorgeht. Nichtsdestotrotz ist die
Maschine mit sehr guten Zangen ausgerüstet, und der Ratschenmechanismus erwies sich nach kurzer Gewöhnungsphase als komfortabel - man muß die
Saitenhalterung beim "Pumpen" nicht mehr festhalten und braucht dadurch nur noch einen Arm, um den Hebel zu bewegen. Auch das Fixierungssystem für den
Schläger gefällt mir sehr gut. Negativ anzumerken ist eigentlich nur, daß die Maschine nicht mit einem Feststellmechanismus für den
Drehteller ausgestattet war. Diesen habe ich mir aber bei einem Bekannten in einer Werkstatt anfertigen lassen.
Okay, soweit zu der vergangenen Saison. Auch nächstes Jahr werde ich wieder von meinen Erfahrungen berichten.
Bis dann, Euer Jens
Schreibt mir: info@saitenforum.de
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